Quelle : Uelzener General Anzeiger vom 08.02.2001 

Katastrophale Streichliste
Lüneburg (sp). Im Zuge des Truppenabbaus bei der Bundeswehr soll Lüneburg eine ganz bittere
Pille schlucken, der Standort wird von 2205 Soldaten und Zivilbeschäftigten auf 1640 verkleinert.
Das Panzerbataillon 84 in der Schlieffen-Kaserne und die Panzerkompanie 80 in der
Theodor-Körner-Kaserne stehen auf der Streichliste von Verteidigungsminister Rudolf Scharping.
"Diese Liste ist eine Katastrophe für Lüneburg", sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge, "ein
schwarzer Tag für den Standort Lüneburg, wir haben hier in der Region mit harten Fakten und viel
Emotion seit dem Früjahr vergangenen Jahres für den Erhalt des Standortes in seiner bisherigen
Größe gekämpft, und wir werden dies auch weiterhin tun." Landrat Franz Fietz: "Hier geht das
ganze schwere gerät weg, das wir bei Waldbränden oder Hochwasserkatastrophen dringend
benötigen." Sowohl fietz wie auch Mädge sind sich einig: "Dieser Enrwurf des
Verteidigungsministeriums ist so nicht nachzuvollziehen. Noch ist das letzte Wort nicht
gesprochen. Diese Liste lässt noch Fragen offen." Die gemeinsamen Bemühungen von Stadt und
Kreis sehen die beiden Verwltungschefs dennoch nicht als völlig erfolglos an. Neben dem
Panzeraufklärungsbataillon 3 wird Lüneburg jetzt offenbar zwei Versorgungskompanien erhelten.
Dahinter verbergen sich wahrscheinlich die Instandsetzungs- und die Nachschubkompanie, die
jetzt schon hier stationiert sind und neu und größer zugeschnitten werden. Abzuwarten bleibt, wie
sich die Bundeswehrstruktur bei den Aufklärerbataillonen auswirkt. Auch hier könne Lüneburg noch
Unheil drohen, also ein Truppenabbau, so Mädge. er führte am Montag Telefongespräche mit
dem Verteidigungsministerium, dem Innenministerium in hannover und Kommandeuren am
Standort. "Ich fordere das Verteidigungsministerium auf, siene Entscheidung gegen den Standort
Lüneburg anhand der selbst aufgestellten 49 Kriterien offen zu legen, da sonst der eindruck
entstehen könnte, das nicht nur nach Sachargumenten entschieden wurde." Völlig offen ist die
Frage, wie die reduzierung sich auf die Standortverwaltung auswirkt, dazu waren Montagmorgen
noch keine klaren Aussagen zu bekommen. Die Bundeswehr ist in Lüneburg bisher in folgenden
einheiten vertreten: Panzerbataillon 84, Panzeraufklärungsbataikllon 3, Heeresmusikkorps 3,
Panzerpionierkompanie 80, 5.Kompanie des Instandsetzungsbataillons 141, Teile der 8.
Kompanie des Nachschubbataillons 11, Verteidigungsbezirkskommando 25, Sanitäter,
Kreiswehrersatzamt und Standortverwaltung. Die Streichliste sorgte auch bei den
Bundeswehr-Kommandeuren am Standort für Verwirrung. Oberstleutnant Manfred Ertl vom
Panzerbataillon 84: "Wir kommen gerade von einer zweiwöchigen Übung aus Bergen-Hohne
zurück, und dann diese Nachricht, traurig, wir haben hier einen intakten Verband, eine traumhafte
Kaserne und jede Infrastruktur. Uns hat das parteiübergreifende Engagement der Politiker für uns
beeindruckt, aber wir als Soldaten haben, so schwer es auch fällt, die Entscheidung auszuführen."
Montagmorgen hat Scharping den Verteidigungsausschuss des Bundestages über Pläne informiert.
Jetzt wird am 31. Januar das Bundeskabinett über den Entwurf unterrichtet. Mit den
Ministerpräsidenten der Länder wird das Konzept möglichst in der ersten Hälfte des Februar
offiziell erörtert. Noch Anfang der 90er Jahre dienten mehr als 5000 Soldaten in Lüneburg, heute
sind es noch rund 2000. Die Planungen laufen im Verteidigungsministerium unter dem Titel: "Die
Bundeswhr der Zukunft- Feinplanung und Stationierung". Demnach wird die künftige Bundeswehr
in 462 Standorten stationiert bleiben. In 40 Standorten wird der Umfang wesentlich reduziert. 39
Standorte (ohne Kleinstandorte) werden geschlossen. Die genaue Anzahl der zu schließenden
Liegenschaften kann erst mit Abschluss der noch ausstehenden Standort- und
Liegenschaftsoptimierung entschieden werden. Die Zahl der Kleinstandorte mit bis zu 50
Dienstposten wird von heute 166 auf insgesamt 74 verringert. Dabei werden 20 Standorte
geschlossen. Hinzu kommen 77 Gemeinden, in denen weiterhin Soldaten und zivile Mitarbeiter der
Bundeswehr Dienst leisten werden, deren Dienstellen ihre Eigenständigkeit aber verlieren. Hierzu
zählen etwa Wehrdienstberater, Güteprüfstellen und Verbindungskommandos.

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